Nachdem ich mir die Hilfskrankenhäuser Trossingen und Neckarbischofsheim schon von außen angeschaut hatte, konnte ich nun endlich auch das Innere des ehemaligen Hilfskrankenhauses Neckarbischofsheim, das sich unter dem Adolf-Schmitthenner-Gymnasium befindet, besichtigen. Und obwohl die Anlage nicht mehr in Betrieb ist – das meiste Inventar wurde Ende der 90er Jahre entfernt – war ich dennoch begeistert, was es alles zu entdecken gab.
Doch zuerst ein paar Informationen: Der Begriff “Hilfskrankenhaus” bedeutet, daß die Schule im Krisenfall als Krankenhaus gedient hätte. Dazu gibt es einen durch Luftschutzmaßnahmen gesicherten Bereich im Untergeschoß. Im Gegensatz zu voll ausgebauten Hilfskrankenhäusern, bei denen sich alle Räume, also auch die Krankenzimmer, im unterirdischen Teil befinden, hätten beim ASG die Schulklassenzimmer im Notfall als Krankenräume herhalten müssen. Sie wären also nicht – wie die unterirdischen Räume – geschützt gewesen. Dieser Ausbauzustand entspricht dem “erweiterten Sofortprogramm” des Bundes aus dem Jahre 1962. Im Untergeschoß des Gymnasiums befindet sich der verbunkerte Teil, der eine eigene Luft-, Wasser- und Stromversorgung besitzt. Dort sind die OP-Säle, Labor, Küche und einige Stationsräume. Wie alle Hilfkrankenhäuser besitzt auch das Neckarbischofsheimer eine eigene Einfahrt, die mit einer Dekontaminationsschleuse und Entgiftungsraum vom Inneren des Krankenhauses getrennt ist. Für weitere Details über die Funktionsweise von Hilfskrankenhäusern verweise ich auf den Artikel auf Geschichtsspuren.
Auf dem Plan rechts kann man erkennen, wie die Räume des HKHs im Untergeschoß liegen. Da ich ihn aus dem Kopf auf Basis eines Luftbilds gezeichnet habe, ist er innen nicht maßstäblich und enthält sicher einige Fehler. Man erkennt jedoch recht gut die Aufteilung in Nord- und Südflügel und die Lage der wichtigen Räume. Auch merkt man, daß der verbunkerte Teil für ein “richtiges” Krankenhaus vergleichsweise klein ist. Die mit “Lager” bezeichneten Räume im Südflügel werden heute von der Schule genutzt.
Auch wenn die meisten Einrichtungsgegenstände fehlen, war meine kleine Fototour im verbunkerten Teil sehr interessant. Ich habe ja mittlerweile schon einige Bunker gesehen, doch wenn man nach knapp zwei Stunden Fototour im Untergeschoß an die helle, belebte und warme Oberfläche zurückkommt, ist es doch ein sehr komisches Gefühl. Man malt sich aus, daß Leute im Kriegsfall hier wochenlang nur Neonlicht und Betonwände gesehen hätten und ständig bangen müßten, wie lange ihre Vorräte noch reichen. Einen Stromausfall kann man nachstellen, indem man einfach mal das Licht ausschaltet und die fluoreszierende Beleuchtung auf sich wirken läßt – ein mulmiges Gefühl. Doch vor allem fragt man sich, wie viele Menschen so ein Krankenhaus, das einzige verbunkerte in einem Umkreis von über 100km (siehe Karte), überhaupt hätte aufnehmen können.
Doch macht Euch am besten selbst einen Eindruck davon mit den folgenden Bildern.
Danke , war sehr informativ
Gut recherchiert und tolle Bilderstrecke. Respekt! Wie hast Du es geschafft Zugang zu der Bunkeranlage zu bekommen? Ich bin 9 Jahre über dem Bunker gehockt und man hat mir trotz hartnäckigem Bitten und Betteln den Zugang verweigert. Anfang der 90er Jahre wurden dann im Eingangsbereich Hilfsgüter für den Jugoslawienkrieg zwischengelagert. Da durfte ich zumindest einen kurzen Blick in den Südflügel werfen. Aber auch nur, weil ich mich freiwillig zum Kistenschleppen gemeldet habe. Und eine Kamera hatte man damals auch nicht gerade so zur Hand.
In diesem Sinne vielen Dank für die Fotos. Jetzt weiß ich zumindest was ich damals verpasst habe…
Ja, der Beitrag ist wirklich sehr informativ. und die Bilder sind dir meiner Meinung nach auch sehr gelungen. wirklich TOLL!! Gruß Jürgen
Ein Hilfskrankenhaus? So habe ich den Bunker noch nie gesehen.
Der Nordflügel ist seit längerem geschlossen, dort geht niemand mehr hinein.
Haben Sie die Schilder im Südflügel an den Lagerräumen fotografiert? Was das für Räume sind?
Die Schilder am Südflügel habe ich schon gesehen, hier aber nicht abgebildet. Dort haben Schüler die Buchstaben umsortiert und einige geschmacklose “Witze” damit getrieben.