Als ich in die Marienstraße zog, wußte ich zunächst nicht so viel über die Südstadt. Als ich dann auf dem Straßenbauamt Halteverbotsschilder für den Umzugslaster mieten wollte, fragte mich der Mitarbeiter dort: “Möchten Sie die Schilder mit 1,80m oder 3m Höhe?” Ich: “Naja, ich weiß nicht, ob die mit 3m in mein Auto passen, also bitte die kleinen.” Mitarbeiter: “Dann benötige ich noch den Standort für das Halteverbot.” Ich: “Marienstraße.” Er (skeptisch): “Ouuh, Südstadt? Da nehmen sie lieber die 3m-Schilder – die kleinen werden immer geklaut.”
Die Südstadt also ein gefährliches Pflaster? Dazu findet man hier überall an die Hauswände gesprühte Parolen, mit denen Yuppies – sollte ich mich da jetzt auch dazu zählen? – aufgefordert werden, sich zu verpissen. Die Südstadt wehrt sich also gegen eine Gentrifizierung wie in Berlin-Kreuzberg. Und tatsächlich werden hier alte Häuser, wie z.B. die alte Wolf-Brauerei, plattgemacht, um schicken Appartmenthäusern zu weichen. Ob ich mich in meiner (renovierten) Nachkriegsbauwohnung jetzt aber als Teil Problems sehen sollte, weiß ich immer noch nicht genau.
Jedenfalls fühle ich mich in der Multi-Kulti-Südstadt sehr wohl. Viel zu selten gehe ich in die Schauburg oder ins Staatstheater, obwohl dafür wahrscheinlich nicht mal meine Hausschuhe ausziehen müßte. Und das Graffiti habe ich letzten Sonntag auch mal fotografisch festgehalten – leider sind viele Sprüche schon wieder übermalt worden, aber erfahrungsgemäß dauert es nicht lange, bis sie wieder auftauchen werden…